Wednesday, September 06, 2006

a dirty business

Heute, eben jetzt gerade, ist mir die typische Nerd oder auf Neudeutsch Loser-Szene passiert. Ich sass nichtsahnend auf der Campuswiese und verspeiste meinen Lunch (Pizza, sehr ernaehrungsbewusst, ich weiss) als ich ploetzlich etwas an den Kopf geworfen bekam. Ich sah mich um, aber niemand schien sich weder entschuldigen noch ueber mich lustig machen zu wollen.
Die Erleuchtung kam von oben. Eine Moewenkolonie hatte sich die selbige Wiese zum Stuetzpunkt erkoren und das, was mich dort aus heiterem Himmel getroffen hatte, war tatsaechlich das Endprodukt des moewischen Verdauungstraktes. Igitt.
Mit gesenktem Blick packte ich ruhig - bloss keine Panik zeigen - meine Sachen zusammen und begab mich auf die Suche nach dem naechsten Klo. Die Suche wurde durch meinen noch immer gesenkten Blick erschwert, aber einmal bei den Toiletten angekommen, konnte ich mich relativ schwindelfrei und ohne meinerseits noch Unverdautes ueber Speiseroehre und Mundraum von mir zu geben, von besagtem Moewenschiss befreien.

Diese Episode soll ein bisschen davon ablenkne, dass ich noch nichts ueber den ersten Schultag geschreiben habe. Vielleicht, weil ich ihn noch nicht verdaut habe, um mal bei der gastronomischen Metapher zu bleiben. Meine erste Stunde gestern war Syntax II. Wie man den roemischen Ziffern leicht entnehmen kann, folgt Syntax II einer Einfuehrung in die Syntax I. Da ich aehnliches bereits in Deutschland gehoert hatte, wiegte ich mich sicher und wissend und war daher auf den Schlag nicht vorbereitet: Ich verstand nur Bahnhof (oder train station)!
Und es brauchte einen ganzen Abend Aufpaeppelungswiederbelebungsversuche von Joseph (per msn, er ist leider nicht hier) um mich davon zu ueberzeugen, mich vielleicht doch an den Kurs zu wagen. Heute allerdings habe ich mehr oder midner nur interessante Kurse gehabt., so dass ich jetzt eine gute Entschuldigung haette, Syntax II aus meinem Stundenplan zu kicken. Schaun mer mal. Entweder ich spreche mit einem der Professoren im Department oder ich konsultiere nochmals meinen personal adviser alias Partner. Wahrscheinlich beides.
Jetzt aber ein paar generelle Beobachtungen bezueglich des Unterrichts. Obwohl die Dozenten undglaublich nett und zugaenglich wirken, wuerdigt keiner ihre Leistung am Ende der Stunde. Ich muss quasi meine Hand gewaltsam festhalten um den Impuls eines deutschen Studenten zu unterdruecken und mit meinen Knoecheln frenetisch die Tischplatte zu bearbeiten (klopfen).
Das ist das eine. Und das andere: Manchmal sehne ich mich nach unseren liebenswuerdigen aber eher unmotivierten Dozenten. Ich sollte unmotiviert mit einem Sternchen versehen: Ich meine damit, dass sie teilweise gern mehr von uns fordern wuerden, aber weder Zeit noch Arbeitskraefte haben, um unsere Arbeit zu ueberwachen. Hier muss ich in fast jedem Kurs ein midterm und ein final exam schreiben und zusaetzlich ein Miniforschungsprojekt abliefern, das in einigen Kursen gar nicht so Mini ist. Nehmen wir zum Beispiel Second Language Acquisition, ein Kurs, den ich gerade besucht habe und gern weiterhin belegen wuerde. Hier geht es darum, wie wir die Grammatik einer fremden Sprache erlernen und inwiefern unsere Muttersprache uns dabei hilft, behindert oder ob sie vielleicht gar keinen Einfluss auf den Zweitspracherwerb hat. Wir sollen uns ein Experiment ausdenken, um eines dieser Phaenomene zu testen und dieses Experiment ausfuehren und dann etwas darueber schrieben. In Sociolinguistics II (ich werde von IIen verfolgt, im Herbstsemester werden hauptsaechlich solche Fortsetzungskurse angeboten) sollen wir ebenfalls ein Experiment "ansetzen", in dem wir den Sprachgebrauch von bestimmten sozialen Gruppen vergleichen. Und obwohl das alles sehr spannend klingt, schrecke ich auch vor den Anforderungen zurueck. Es ist eine Sache, ein Buch zu lesen und eine Klausur zu schreiben und dann zu glauben, man wisse Bescheid ueber ein Gebiet, oder aber ein Experiment durchfuehren zu muessen und am Ende des Semesters vielleicht wirklich etwas gelernt zu haben, was man nach dem Final nicht gleich wieder vergisst. Ich spreche natuerlich rein hypothetisch, eventuelle Uebereinstimmungen mit lebenden Personen, die eine Syntaxeinfuehrung besucht haben und nun glauben sie beherrschen Syntax, sind rein zufaellig.
Ich hoffe, ich werde bald meiner eigenen Angst muede und akzeptiere die Herausforderung.

Fuer alle, die bis hierher durchgehalten haben: danke, dass euch mein Leben so interessiert, und cih waere noch dankbarer, wenn ich fuer meine Posts auch das eine oder andere Feedback erhalten wuerde. Jedesmal, bevor ich etwas schriebe, schaue ich, ob jemand reagiert. Und wenn ich dann eine Null vor den comments sehe, ueberlege ich mir zweimal, ob ich den naechsten Post ueberhaupt anfangen soll. Also an dieser Stelle schon mal danke an Claudi fuer den ersten comment auf dieser Seite.

1 Comments:

At 2:05 PM, Blogger claudi said...

Hallihallo...
ich wollte schon gestern einen Kommentar schreiben, aber in dem Moment ist mein Computer - völlig willkürlich und bestimmt von einem bösen Dämon besessen, vielleicht aber auch telepathisch von besagter Möwe beeinflusst - ausgegangen. Dann also heute.
Dein Blog liest sich wie eine Mischung der Serie "Felicity" (die hierzulande keiner zu kennen scheint) und einer Telenovela, nur weitaus stilvoller und mit sehr viel Humor durchsetzt. Beste Voraussetzungen also, dass es zu einem Happy End kommt und du mit dem Traumprinzen in den Sonnenuntergang reitest.
Die anderen lesen übrigens auch ganz fleißig deinen Blog, sind aber, zumindest Katha und Andie, im Umzugs- und Umbaustress. Du solltest mal Andies Zimmer und den Flur sehen und erst das Bad... aber das sollen sie dir selbst erzählen ; )
Wie auch immer, ich bin gespannt auf deine weiteren Abenteuer und drück die Daumen, dass jede Möwe, aber nicht das Glück einen Bogen um dich macht.
Liebe Grüße!

Claudi

 

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