Saturday, September 23, 2006

The Pierian Spring

Wenn ich mir das Vorlesungsverzeichnis der Uni Leipzig angucke, wünsche ich mir einmal mehr, als Zweitsemester wiederzukommen. Ich weiß, wenn ich erst als Zweitsemester komme, verpasse ich Graham Welshs Literaturkurs, aber wenigstens kenne ich die Stadt und die Leute bereits. Drittsemester wäre sogar noch besser, wenn man sichs so überlegt. Erinnert ihr euch, wie erhaben wir uns fühlten, als Stuart Hall, individualistic love und regressive Assimilation endlich keine Fremdwörter mehr waren? Als man sich im Strahl zweisemestrigen Wissens baden konnte und ganz entspannt neue Information aufnahm, weil man sich eben nicht jede Woche ängstliche Blicke à la: Was sind nochmal die Kennzeichen der Romantik? Und wer the heck ist Horace Walpole? zuwerfen musste. Wir wussten etwas. Endlich.
Gut, dass wir darüber unser Lieblingsgedicht nicht vergessen haben:

A little learning is a dangerous thing,
drink deep or taste not the Pierian spring.

Und richtig lag Herr Pope, natürlich brachte das neu erworbene Wissen die Verantwortung mit sich, mehr davon zu erwerben und dies dann am Ende des Semesters in schriftlicher Form darzulegen. So schnell werde ich den morgen im Februar nicht vergessen, als ich mit Kopien früherer Zwischenprüfungsaufgaben und meinen Karteikarten in meinem Zimmer saß und zur Beruhigung Bob Marley aus dem Discman schallte: Don't worry, about a thing, cause evry little thing, is gonna be alright. Wars dann ja auch. Und so anstrengend und nervenzehrend, wie wirs damals empfunden haben - wenigstens haben wir über dem Lernen für einen Moment die ewige Frage außen vorgestellt: Und was machen wir mit unserem Jodeldiplom?
Mal ehrlich, ich bin ja jetzt schon dabei, die Geschichte umzuschreiben und alles im verklärenden Licht "vergangener" Erfahrung darzustellen, wie wird das erst in 20 Jahren, wenn wir uns an die Uni zurückwünschen und darüber vergessen, wie oft wir uns die Sinnfrage gestellt haben. Ich jedenfalls nehme mir hiermit fest vor, mein letztes Jahr in Leipzig zu genießen und soviel mitzunehmen wie möglich (seht ihr, habe die "get the best out of a course" Mentalität bereits eingesogen). Vor allem da ich erfahren habe, dass Dr. Welz wieder in Leipzig ist Jippieh! Ich sollte mir ja wünschen, dass er seine Professur bekommt, sie wäre verdient, aber wenn er noch ein zwei Jahre bei uns bleibt, weiß ich, bei wem ich meine Abschlussprüfung mache.
Photos vom Zimmer gibts übrigens heute wieder nicht - hier regnet es und ich bin wild entschlossen, dieses kleine Reich von seiner besten Seite zu zeigen. Also geduldets euch!

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