Sunday, November 19, 2006

No schmoking!

Es ist Sonntag nacht, und ich bin noch nicht müde. Ich hatte einen sehr entspannten Sonntag: Angefangen hat er mit einem Besuch in der Wäscherei, und das ist beinahe eine meditative Erfahrung. Man betritt das kleine Café an der Ecke, überlässt die schmutzige Wäsche den Maschinen und lässt sich auf einem der gemütlichen Sofas nieder, um an einem grünen Tee zu schlürfen, zu lesen und sich von der Melange aus afrikanischen Rhythmen und Waschmaschinentrommeln in tranceartige Ruhe lullen zu lassen. Leider nur etwa eine halbe Stunde, dann ist die Wäsche fertig. Das Öffnen der Waschtrommel brachte mich allerdings schlagartig in die Realität zurück, als ich nämlich meine rosa Wäsche sah. Der Übeltäter war ein rotes Laken, jungfräulich zur ersten Wäsche angetreten und alles ordentlich durchgefärbt. Tja, zehn Minuten mitfühlendes Gelächter meiner telephonsich verständigten Familie später fand ich meine Ruhe wieder, fand mich mit der Mehrzahl der rosa Wäschestücke ab (jedoch nicht mit allen, eins wird mich bis in meine Träume verfolgen!) und machte mich auch den Weg zum Vieux Port, der Altstadt Montréals. Es war ar...kalt draußen, ich hätte schwören können, Minusgrade. Anscheinend waren es aber doch, ui, 2 Grad über Null. Nach einem der Kälte bedingt kurzen Spaziergang kam ich nach Hause und hatte Appetit auf Chinesisch. Und keinen Chinesen in der Nähe. Ich fand mich damit ab, selbst zu kochen. Und als diese Erkenntnis durchgesickert war, fing ich an, mich aufs Kochen zu freuen. Ich kaufte ein: Zucchini, Champignons, Paprika, Schoten (junge Erbsen noch in Schale), Kokosmilch. Wieder daheim holte ich die großzügige Wokpfanne hervor und briet eine ganze Zwiebel an - wenn schon, denn schon. Kartoffel gewürfelt und dazu, dann Zucchini und Champignons. Zuletzt Erbsen und Paprika, das ganze mit Kokosmilch abgegossen und aufgekocht, zwischendurch Reis aufgesetzt. Und dann ordentlich mit Salz, Pfeffer und Curry gewürzt. Es war ein Fest. Ich sag euch, manchmal macht kochen richtig Spaß. Aber nicht immerzu. Da hört Kreativität und Lust bei mir auf. Heute wars entspannend. Danach hab ich mir mangels Alternative "Eine wie keine" auf youtube angeschaut und gedacht: Mensch, da bin ich echt rausgewachsen. Die MöchtegernProbleme von Highschoolteenagern sehen aus der Vogelperspektive des 4. Studienjahres lächerlich klein aus. Tja, später hab ich mich an meine Morphologieaufgaben gesetzt und das hat direkt Spaß gemacht. Ähnlich meditative Wirkung wie kochen.
Zum Abschluss dieses Beitrags vielleicht etwas Titelbezogenes: Ich war gestern abend spontan aus, eine heiße Schokolade trinken zu Life-Music und den Tanz- und Rapkünsten eines Hobbyexhibitionisten. Und ich trat aus dem Café, ging nach Hause, hängte meine Jacke auf und dachte: Welch Luxus. Rauchfreie Klamotten. Gleiches Szenario letzte Woche nach meinem Salsacluberlebnis: Man kann auch nach mehreren Stunden im Club noch einatmen, am nächsten morgen riecht das Ausgehtop nach Schweiß, nicht nach Rauch. Mit anderen Worten: Hurra rauchfreies Montréal, gepriesen seist du. Eine Regelung, die offensichtlich erst früher dieses Jahr in kraft getreten ist, verbietet das Rauchen in öffentlichen Gebäuden.
Lesen Sie nächstes Mal: Hurra den tretminenfreien Straßen Montréals, die es erlauben, erhobenen Hauptes nach Hans-guck-in-die-Luft-Manier durch die Stadt zu spazieren!

4 Comments:

At 2:07 PM, Blogger claudi said...

Hallo, endlich wieder!
Nein, ich habe diesmal kein schlechtes Gewissen, mich so lange nicht gemeldet zu haben, denn der Grund war simpel: Kein Internet, da kein Computer. Jaja, mein kleines Notebook scheint in die ewigen Jagdgründe eingegangen zu sein und nach zwei Wochen Odyssee durch Leipziger - Zitat Andie - "Abzocker"-Werkstätten und im Anschluss daran diverse PC-Shops schreibe ich dir nun von meinem neuen, sich nicht in mein Finanzkonzept (eigenlich auch recht simpel, da nur ein Gebot: "Du sollst nicht pleite gehen") einordnen wollendes Notebook, das ich heute in Empfang nehmen durfte. Witzigerweise ist gerade mein technisch begabter kleiner Bruder in mein Zimmer gekommen, um lässig zu verkünden, dass das alte, laut Auskunft diverser Fachleute "irreparable" Gerät unter seinen Zauberhänden wieder zum Leben erwacht ist; ein Wunder, das ihm vor etwa zwei Wochen, als das gute Stück abgestürzt ist, noch nicht gelingen wollte. So haben jetzt also beide Kinder meiner Eltern ein Notebook.
Die Hiwi-Front wird immer wieder durch starke Selbstzweifel erschüttert (so im letzten Coetzee-Seminar: "Wie kann ich mich als Hiwi bewerben, wenn es mir schon schwer fällt, mich einmal die Stunde zu melden?") und mittlerweile hat sich die angenehme Ausrede hinzugesellt, dass ich aufgrund des naherückenden Abschlusses sowieso keine Zeit dazu haben werde.
Aber dann lese ich, was du alles in Uni und Freizeit auf die Beine stellst und denke: Es ist doch möglich.
Also, merci, Conni, for being an inspiration.
Liebe Grüße,
die weihnachtlich gestimmte
Claudi

 
At 4:02 PM, Blogger Conni said...

Oh, was stelle ich denn auf die Beine? Ich hab noch keinen Finger für die beiden Hausarbeiten (einmal 5 Seiten, einmal 10 Seiten gerührt, die im Verlauf der nächsten Woche abgegeben werden müssen. Sollte ich also eher sagen, thank you Claudi, for kicking my a* to do my homework?

 
At 8:26 AM, Blogger claudi said...

Hat der unbeabsichtigte Tritt denn gewirkt? Dann darfst du nämlich auch danke sagen ;)

 
At 9:50 PM, Blogger Conni said...

Naja, nicht wirklich. Ich bin auf Seite 2 der fünf geforderten Seiten...

 

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