Tuesday, October 17, 2006

Die Verwandlung

Beim Folgenden müsst ihr euch Hitchcock-unter-der-Dusche Musik vorstellen, deren Lautstärke langsam anschwillt und in einem ohrenbetäubenden Dumdumdumdum Shriek! Crescendo endet, bis jemand den Duschvorhang zur Seite zieht.
In meinem Fall war es eher der Schleier des Schlummers, der relativ unsanft zur Seite gezogen wurde, als frühstücksbezogene Aktivitäten in der Küche meine wohlverdiente Nachtruhe beendeten. Ich ließ mich dadurch zunächst nicht stören, drehte mich auf die andere Seite und vertraute darauf, dass mein getreuer Wecker um Punkt 9 Uhr schrill losgehen würde. Nur um sicher zu gehen, wagte ich nach geraumer Zeit doch mal einen Blick auf die Uhr, deren Zeiger so gar nicht zur 9Uhr-Stellung passen wollten. Beide waren viel zu nah an der 12. Fieberhaftes Rattern in meinem Kopf: ein Zeiger vor der 12, einer kurz dahinter. Es war 5 Minuten nach 11Uhr und ich hatte wahrscheinlich das erste Mal in meinem Leben den Wecker überhört!
Ich, Conni, die eine Fliege des Nachts rülpsen hören kann und davon aufwacht! Die sich des Morgens grummelnd aus dem Bet hievt, um den Radiowecker auszuschalten, und sich dabei die Ohren zuhalten muss, während Joseph, der sich scheinbar von einer Militärblaskapelle wecken lässt, friedlich weiterschläft!
Ich hatte allerdings nicht viel Zeit, diese Verwandlung meines gewissenhaften, Wecker-achtenden Selbst zu beklagen, denn eine neue Rechenaufgabe beanspruchte all meine grauen Zellen:
Am Dienstag, also heute, steht mein Language Acquisition midterm an. Das ist 20% der Note wert. Habe ich es schon verpasst? Wann hätte ich denn Unterricht? Also, Syntax II fängt um 10 an und geht anderthalb Stunden, also bis 11:25. Zehn Minuten später geht das Midterm los. Ich habe also noch 30 Minuten, um mich anzuziehen, meine Sachen in die Tasche zu pfeffern und zum Bus zu hechten.
Um den Rest der Geschichte zusammenzufassen: Ich bin aus dem Bett gehechtet, habe in Windeseile Klamotten übergeworfen und Papier und Stift geschnappt, bin zur Bushaltestelle und habe es tatsächlich geschafft, rechtzeitig zum Midterm da zu sein. Und auch noch was halbwegs Vernünftiges zu Papier zu bringen.
Aber meinen Wecker ziehe ich heute abend besonders sorgfältig auf!

1 Comments:

At 12:31 AM, Blogger claudi said...

Hallo Conni!
Ich hoffe, dein Wecker funktioniert wieder zuverlässig und trägt zur Erhaltung deines Selbst bei.
Da mittlerweile auch bei uns der Uni-Betrieb wieder in die Vollen gegangen ist, dachte ich, es könne dich interessieren, wie es hier so aussieht. Müsste ich nun diesen Comment unter ein Stichwort stellen, würde ich ihn "Bama" nennen und darauf hoffen, dass du genauso amüsiert-verwirrt reagieren wirst wie wir Ronthaler-Jünger gestern. Aber da auch er nicht gezögert hat, uns diesen Neologismus zu erklären, will ich es auch dir nicht vorenthalten: Bama steht für Bachelor/ Master und ist damit ein Kurzwort, mit dem augenscheinlich versucht wurde, den Schrecken dieser Studiengangrichtungen zu verkleinern, man könnte es deshalb auch aufgrund seiner Niedlichkeit den Euphemismen zuordnen. Doch Schrecken verbreitet es trotzdem, unter Dozenten und Studenten gleichermaßen. Man mag es kaum glauben, die Räume platzen noch mehr aus den Nähten als zuvor, selbst im Hauptstudium. In Lörschers "Psycholinguistic"-Seminar bin ich nur durch einen glücklichen Zufall von der 5. Reihe außerhalb der Tür in die erste Reihe realer Sitzplätze gerückt, und zwar war der Zufall der, dass ich auf meinem Fenster-Sitzplatz, den ich nach der Aussortierung der 5. und. 6. Semester ergattern konnte, fast von der Jalousie erschlagen worden bin. Und ein gewisser Dozent mit den schicksten Outfits des gesamten Instituts hat mir gestern erzählt, dass momentan alle Institutsmitarbeiter allein damit überlastet sind, die Einführungsveranstaltungen für die neuen Studiengänge zu planen. Von eben diesem Dozent stammt übrigens auch die Info, dass Herr Prof. Welz frühestens ab 1.11. mit dem Unterricht beginngen kann, u.a. weil er immer noch nicht seinen Vertrag unterschrieben hat, was, laut besagtem Dozenten, aber nur eine Frage der Zeit sei. Und so entließ er mich mit dem Auftrag, Hoffnung zu streuen. Und ein bisschen davon lasse ich jetzt mal per virtueller Partikel zu dir nach Canada wehen, Infos über die dortigen Studienbedingungen erbeten.
Liebe Grüße,
Claudi

 

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