Saturday, October 07, 2006

Season of Mellow Fruitfulness

Ich saß bis eben auf dem Balkon und ließ die unerwartet warme Sonne auf Arme und Gesicht scheinen und mich ordentlich durchwärmen. Die letzten Tage waren entweder mild und verregnet oder sonnig und kalt. Heute gibts das Beste abgeschöpft aus allem: Wärme und Sonne. Und als wäre das nicht schon genug, erwartet mich auch noch ein Päckchen aus der Heimat, das vom Postamt (Drogerie) abgeholt werden will. Vorfreude, schönste Freude. Ach ja, apropos Vorfreude, meine weihnachtliche Vorfreude hat gestern abend einen leichten Dämpfer erhalten. Hat man doch meine letzte Klausur auf den 21. Dezember gelegt! Kann ich doch erst am 22. in ein Flugzeug gen Heimat steigen. Hach, und der 22. Dezember ist noch sooo lange hin.
Egal, bis dahin werden hier die Freuden des erfolgsdruckfreien Lernens und Lebens genossen. So war ich doch Donnerstag abend tatsächlich tanzen, obwohl ich am nächsten Tag Uni und sogar einen Morphologietest hatte? Würd ich mir in Leipzig nicht erlauben, weil mein schlechtes Gewissen auf und ab hüpfen und mir vorhalten würde, ich sollte lernen statt mich zu amüsieren. In die Ecke, Gewissen, seis gewesen, denn ich hatte mich vorbereitet und konnte eh nicht mehr tun und habe statt dessen drei Stunden lang wirklich Spaß in der Disko gehabt. Die einzige Befürchtung, die mich dort quälte war, wie viele Haarnervenzellen ich bei der Lautstärke gerade abtöte. Ob ich irgendwann die Bettmilben nicht mehr husten hören kann.
Damit der Sahne (oder Devon Cream) meines Lebens nicht genug. Gestern abend war ich zu einer musikalischen Soirée bei einer Freundin geladen. Jeder war aufgefordert, Interessantes, Neues oder einfach Geliebtes aus der privaten Musikbox mitzubringen. Wir waren zu fünft, womit die Obergrenze einer solchen Zusammenkunft erreicht ist. Schließlich möchte jeder gern ein wenig von sich hören lassen und wenn 20 Leute im Raum sind, kann jeder vielleicht 2 Titel spielen. Außerdem erfordert so ein Zusammensein ein gewisses gegenseitiges Vertrauen, schließlich gewährt man dem anderen Einblick in seine musikalischenVorlieben und muss bereit sein, sich ein wenig zu öffnen. Nicht, dass ich von irgendjemandem in unserem Alter erwarten würde, dass er mit dem Finger auf mich zeigt und hämisch verletzend auflacht: Haha, hörst du etwa Zitterthaler Schürzenjäger?
Trotzdem.
Nachdem wir es uns mit Smarties, Cookies, einer Schale rotbackiger Äpfel und Tortilla Chips gemütlich gemacht hatten, wurde die Runde durch Loreena McKennitts (I hereby apologize for any misspellings) "In Praise of Christmas" eröffnet, passend zur Frostwarnung, die für die vorangegangene und auch für die folgende Nacht angekündigt sind. Ich erinnere mich nicht mehr an alles Gehörte, aber von Philip Glass über Yann Thiersen bis zu Beck und einem afrikanischen Swahili-Stück war die Mischung bunt. Es macht einen irgendwie nachdenklich, wenn man so junge Spundte(?) von 20 sieht, für die weder Philip Glass noch Yann Thiersen Neuland sind, wenn man sie selbst gerade erst entdeckt hat. Was ich selbst beigetragen habe? Manu Chao, Mattafix, Ärzte, DeVotchka (How it ends, aus dem Trailer zu Everything is Illuminated - one gorgeous piece of music), Jackson Five (I want you back). Mattafix lag mir am Herzen, weils ein Stück Popkultur ist, dass in Nordamerika nicht richtig Fuß gefasst hat. So hab ich mich sozusagen selbst zur Mäzenin erhoben.
Ich hatte kaum deutsche Künstler bei mir, also hab ich am Ende Schrei nach Liebe von den Ärzten gespielt und simultan übersetzt. Da es die gewünschten Lacher erzielt hat, kann die Übersetzung so abwegig nicht gewesen sein.
Mit anderen Worten, ich hatte einen richtig schönen Abend. Und ich habe herausgefunden, dass das Instrument in DeVotchkas "How it ends" ein Theremin ist. Und das funktioniert so.

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