Sunday, November 05, 2006

Of squeaks and squeals

Ein paar Beobachtungen:
Kanadier scheinen immun gegen hohe, quietschende Töne zu sein. Unsere Badtür gibt ein sattes Quietschen von sich, so dass ich jedesmal, wenn ich sie schließe oder öffne, aushole und sie in einem Schwung aufziehe - so ähnlich, wie man ein Pflaster mit einem Ruck abzieht - ratsch, lieber kurz und schmerzhaft als langsam und qualvoll. Neben diesem privaten Quietschen gibt es diverse öffentliche Quietscherfahrungen, denen man sich nur mittels größter Geistesgegenwart und Gedächtnistraining entziehen kann: Nicht die mittlere Tür zur McLennan Bibliothek benutzen, sondern nach links oder rechts ausweichen. Alles stehen und liegen lassen, sobald man den Bus herannahen sieht: Hände über die Ohren, sonst bekommt man ein volltönendes quiiiiiiiiiiieeeeeeeeeetsch zu hören, das benommen macht.
Habe ich schon erwähnt, dass ich einen tiefen Groll gegen Montréaler Busfahrer hege? Ich möchte ja keinem leidenschaftlichen Omnibusführer auf den Schlips treten (geht auch gar nicht, die Uniform sieht ein derartiges Kleiungsstück nicht vor), viele grüßen freundlich und spielen optimistische Musik, aber fahren können sie nicht. Das ruckelt und zuckelt, da wird angefahren, nur um im nächsten Moment an einer voraussehbar rotschaltenden Ampel voll auf die Bremse zu gehen - ehrlich, ich hab mich schonmal einem Herrn auf den Schoss gesetzt, als ich bei einer besonders schwungvollen Bremsung den Halt verlor.
Da ich nie lange Bus fahre, lohnt es sich meist nicht, ein Buch hervorzukramen, da kann ich mir genausogut meine Mitpassagiere anschauen. Letztens habe ich ein Mädel in rosa Mickey-Mouse Hosen gesehen, die stark an Pyjamahosen erinnerten. Das sympathische an Montreal ist, es stört keinen, wie du rumläufst, von movie star bis Wohlfühlschlabberlook ist alles erlaubt und auch vertreten.
Es scheint, als würde sich generell keiner stark für seine Mitmenschen interessieren, denn jeder zweite ist verstöpselt. I-Pod heißt der Zauberapparat, der in der nordamerikanischen Metropole die altmodischen MP3-Player, Discmans oder gar, Gott bewahre, Walkmans ersetzt hat. Und zwar so gründlich, dass jung und alt mit Stöpseln in den Ohren durch die Gegend spaziert und sich damit schalldicht von seiner Umwelt abkapseln kann. Ich habe immer weniger Hemmungen, auf offener Straße vor mich hinzuträllern - es hört ja eh keiner. Es ist auch nicht so, als würden Kanadier grundsätzlich das Zusammensein mit anderen Menschen scheuen. Im Gegenteil, Star Bucks und das kanadische Äquivalent, Second Cup, werden mit Vorliebe von Studenten und Berufstätigen bevölkert, die sich mindestens drei Stunden an einem Chai Latte (hmmmm, lecker) oder einem einfachen Kaffee festhalten und nebenbei Schularbeiten machen und auf ihren Laptops klappern. Meine Mitbewohnerin hat mir dieses Phänomen folgendermaßen erklärt: You still got to work, but it feels as if you're going out, as if you're doing something even though you're working. Ich hab das einmal probiert, vor ein paar Wochen, als unser Internet hier nicht funktionierte und ich dringend eine Hausaufgabe fertigmachen musste. Und ich gebe zu, es fühlt sich sehr bohèmien an, seinen Tee an einem Fensterplatz zu schlürfen, Regen klopft gegen die Fensterscheiben und man tippt auf seinem Laptop so vor sich hin. Die Sache hat nur einen Haken: Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn neben mir geredet wird, Musik läuft und ständig Leute kommen und gehen. Es wär allerdings mal einen Versuch wert, einen Blogeintrag im Café zu verfassen. Lesen Sie demnächst auf dem Blog Ihres Vertrauens...

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